Landwirtschaft zwischen Idyll und Skandal? Ethische Perspektiven auf die Lebensmittelproduktion
Am Dienstag, dem 25. November um 20 Uhr lädt das Landwirtschaftliche Schulungszentrum (LSZ) zu einem besonderen Vortragsabend ins Triangel St. Vith ein. Der Eintritt ist frei. Zu Gast ist Dr. Christian Dürnberger, Philosoph und Autor, der am renommierten Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu Fragen der Ethik in Landwirtschaft und Tierhaltung forscht.
Mit seinem Vortrag eröffnet Dürnberger spannende Denkräume: Wie moralisch ist unsere Lebensmittelproduktion? Wo liegen die Herausforderungen für Landwirte – zwischen Ideal und öffentlicher Kritik?
Eingeladen sind alle, die Landwirtschaft mitdenken und mitreden wollen – Landwirtinnen und Landwirte ebenso wie interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Wer ist Christian Dürnberger?
Christian Dürnberger, geboren 1981 in Österreich, ist Doktor der Philosophie und arbeitet als Universitätsassistent am Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit den Schwerpunkten „Ethik in der Veterinärmedizin“ und „Ethik in der Landwirtschaft“. Er ist Autor mehrerer Bücher wie „Ethik für die Landwirtschaft“ oder „Moralische Herausforderungen der Veterinärmedizin in der Nutztierhaltung“. „Alles wird Glut“ schildert satirisch die Begegnung eines Bauern mit einer Klimaaktivistin.
Ethische Konflikte in der Lebensmittelproduktion
Landwirtinnen und Landwirte sollen heute nicht mehr „nur“ Qualitätsprodukte in ausreichender Menge produzieren, sie sollen auch ihrer besonderen Verantwortung für Umwelt, Klima und Tiere nachkommen. Daraus ergeben sich Zielkonflikte, denn allen Zielen vollumfänglich gerecht zu werden und dabei noch leistbare Nahrungsmittel zu produzieren, ist eine Zerreißprobe. Der ethische Konflikt, der für die größte Kontroverse und Emotionalität sorgt, liegt laut Christian Dürnberger in der Grundsatzfrage: Dürfen wir Tiere halten, um sie zu schlachten? Hier treffen in unserer Gesellschaft moralische Grundüberzeugungen aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zugespitzt formuliert: Für die einen ist “Fleisch” so etwas wie “Mord”; die anderen argumentieren “Ich esse, was mir schmeckt”.
Landwirtschaft zwischen Idyll und Skandal?
Wenn Sie heute einem durchschnittlichen Bürger einen hochtechnisierten landwirtschaftlichen Betrieb zeigen, in dem die Robotik alles erledigt, wird er sagen: „So wünsche ich mir Landwirtschaft eigentlich nicht.“ Warum? Weil Landwirtschaft – im Unterschied zu anderen Branchen – oftmals mit einer gewissen Ursprünglichkeit und Beschaulichkeit assoziiert wird. Das nennt Christian Dürnberger das „landwirtschaftliche Idyll“: Der Bauer als eine Lebensform in und mit der Natur, abseits der Hektik des modernen Lebens. Diese Romantisierung der Landwirtschaft hat Vorteile, immerhin funktioniert sie wunderbar im Marketing. Man kann Bilder zeigen, die die Menschen lieben. Aber sie ist auch ein Stolperstein, denn: Schaut gegenwärtige Landwirtschaft wirklich so aus wie im Bilderbuch? Treibt die Idyllisierung im Marketing die Entfremdung noch voran?
Es ist demnach darüber zu reflektieren, ob die alleinige Inszenierung der Landwirtschaft als Idylle nicht auch kontraproduktive Konsequenzen hat, insofern sie beispielsweise Entfremdungstendenzen fördert. Dass ein neuer, großer, moderner Stall von vielen Menschen automatisch als weniger tiergerecht beurteilt wird als ein kleiner, alter, beschaulicher ist wohl nicht zuletzt als ein Resultat derartiger Bilderwelten zu verstehen.
> Weiterführende Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter: www.lsz-ostbelgien.be/angebote/themenabend-landwirtschaft-zwischen-idyll-und-skandal/
> Weiterführende Informationen zu Christian Dürnberger finden Sie unter: www.christianduernberger.at
Ansprechpartner bei praktischen Fragen zur Veranstaltung
Gerd Brüls
Projektkoordinator des Landwirtschaftliches Schulungszentrum (LSZ)
gerd.bruls@bauernbund.be
+32 475 79 31 15
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Ansprechpartner bei inhaltlichen Fragen
Christian Dürnberger
christian.duernberger@vetmeduni.ac.at
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Christian Dürnberger steht Ihnen für ein Interview selbstverständlich zur Verfügung.